Wenn der Vater zum Kind wird: Ein Spaß, der ernst wurde

Sarah war gespannt, als sie nach einer Woche Reise mit den Kindern nach Hause zurückkehrte. Sie hatte nichtsahnend das Haus verlassen, in der Annahme, dass alles wie gewohnt weiterlaufen würde. Doch als sie die Tür öffnete, schlug ihr sofort ein seltsames Bild entgegen: Ihre Jungs schliefen auf dem kalten, schmutzigen Boden im Flur. Ihr Herz sank. Was war hier passiert?

Sie ging vorsichtig an den schlafenden Kindern vorbei und betrat das Haus. Alles schien ruhig zu sein, doch das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, wurde immer stärker. Ihr erster Gedanke war, dass vielleicht ein Unfall passiert war – ein Brand oder eine Überschwemmung. Doch nichts deutete darauf hin. Als sie schließlich das Schlafzimmer ihrer Jungs öffnete, war es leer. Ein weiterer Rätselaufgabe.

Sie ging zum Zimmer ihres älteren Sohnes Mark und öffnete leise die Tür. Im schwachen Licht sah sie Mark – wie er mit Kopfhörern und einem Controller in der Hand vertieft in ein Videospiel war. Der Raum war verwüstet, mit leeren Dosen und Snackverpackungen, und in einer Ecke stand ein Mini-Kühlschrank, der das Bild eines Gaming-Paradieses vervollständigte. Sarah war schockiert und wusste sofort, dass hier etwas gehörig aus dem Ruder gelaufen war.

„Mark! Was ist hier los?“ rief sie und nahm ihm die Kopfhörer ab.

„Oh, hallo, Liebling. Du bist aber früh zurückgekommen“, antwortete er ohne jegliche Besorgnis.

„Früh? Es ist schon Mitternacht! Warum schlafen unsere Kinder auf dem Boden?“, fragte sie entsetzt.

„Ach, das ist doch nichts. Die Jungs fanden es spannend, draußen zu schlafen. Ein Abenteuer, weißt du?“, antwortete Mark und griff nach seinem Controller.

Sarah konnte nicht fassen, was sie hörte. „Die schlafen auf dem Boden, Mark! Das ist kein Abenteuer, das ist total unvernünftig!“

Mark verdrehte die Augen. „Entspann dich doch mal. Alles ist unter Kontrolle. Ich habe sie gefüttert und das ganze Zeug.“

„Gefüttert? Du meinst wahrscheinlich die Pizza und das Eis, das überall herumliegt? Was ist mit ihren Betten? Mit der Hygiene?“, fragte sie, während ihre Wut wuchs.

„Ach komm, sei nicht so ein Langweiler“, flippte Mark aus. „Ich versuche einfach, meine Freizeit zu genießen!“

„Deine Freizeit? Unsere Kinder schlafen auf dem Boden und du zockst Videospiele?!“, platzte es aus Sarah heraus. „Jetzt mach Schluss damit, Mark. Hol die Jungs ins Bett – sofort!“

Mark murrte, aber Sarah blieb hartnäckig. Als er sich schließlich aus dem Zimmer schlich, nahm sie ihren jüngeren Sohn Alex in den Arm. Ihr Herz zerbrach bei dem Anblick des schmutzigen Gesichts des Jungen, als sie ihn ins Bett legte.

Am nächsten Morgen setzte Sarah ihren Plan in die Tat um. Während Mark unter der Dusche war, schlich sie sich in seine „Männerhöhle“ und zog alles vom Strom. Dann bereitete sie ein „besonderes Frühstück“ vor: Pfannkuchen in Form von Mickey-Maus, garniert mit einem fruchtigen Smiley. Dazu gab es Kaffee in einem normalen Becher. Mark kam nach unten und sah das Frühstück an.

„Was ist das?“, fragte er verwirrt.

„Das ist dein Frühstück, mein Dussel! Jetzt iss, wir haben einen ereignisreichen Tag vor uns!“, sagte sie mit einem breiten Lächeln.

Doch das war erst der Anfang. Nachdem Mark gegessen hatte, präsentierte sie ihm ihr Meisterwerk: ein riesiges Aufgabenboard am Kühlschrank, auf dem er goldene Sterne sammeln konnte, wenn er Hausarbeiten erledigte. „Siehst du? Du kannst Sterne verdienen, wenn du dein Zimmer aufräumst, das Geschirr spülst und deine Spielsachen wegräumst!“

„Meine Spielsachen?!“, fragte Mark entgeistert.

„Oh, und vergiss nicht: Alle Bildschirme müssen um 21 Uhr ausgeschaltet werden. Das gilt auch für dein Handy!“, fügte sie hinzu.

Mark war außer sich. „Ich bin ein Erwachsener!“

„Ha! Keine Diskussion, sonst landest du im Timeout!“, sagte sie streng.

Die ganze folgende Woche blieb Sarah konsequent. Jeden Abend um 21 Uhr schaltete sie das WLAN aus und zog Mark’s Spielkonsole vom Strom. Er bekam sein Essen auf Plastikplatten und musste sich an die neuen Regeln halten. Doch das wahre Highlight war das Aufgabenboard, auf dem Mark für jede erledigte Aufgabe einen goldenen Stern bekam.

Das Ganze erreichte schließlich seinen Höhepunkt, als Mark in die Timeout-Ecke geschickt wurde, weil er sich über das Bildschirmzeitlimit beschwert hatte. Wütend rief er: „Ich bin ein Erwachsener!“

„Oh?“, fragte Sarah mit einer hochgezogenen Augenbraue. „Denn erwachsene Männer zwingen ihre Kinder nicht, auf dem Boden zu schlafen, nur um Videospiele zu spielen.“

Mark brach zusammen. „Okay, okay, ich verstehe! Entschuldige mich!“

Doch Sarah hatte noch einen letzten Trumpf in der Tasche. „Ich habe übrigens schon deine Mutter angerufen…“, sagte sie mit einem schelmischen Grinsen.

Schon wenig später klopfte es an der Tür. Marks Mutter stand mit einem enttäuschten Blick vor der Tür. „Mark! Hast du wirklich meine lieben Kinder dazu gebracht, auf dem Boden zu schlafen?“

Mark wünschte sich, der Boden würde ihn verschlingen. Doch Sarah war ruhig und sagte: „Es ist nicht deine Schuld, Linda. Manche Jungen reifen einfach langsamer als andere.“

Marks Gesicht wurde knallrot. „Mama, bitte. Ich bin 35 Jahre alt!“

Linda sah Sarah an und nickte ihr zu. „Mach dir keine Sorgen. Ich werde diesem Jungen schnell wieder in Form bringen.“

Als Linda in die Küche ging, fühlte Sarah eine gewisse Genugtuung. Mark sah sich um und sagte leise: „Es tut mir wirklich leid, Sarah. Ich war egoistisch und unverantwortlich. Das wird nie wieder passieren.“

Sarah lächelte. „Ich hoffe es, Liebling. Aber denk daran: Wenn ich nicht zu Hause bin, musst du wissen, dass du die Verantwortung übernimmst. Die Jungs brauchen einen Vater, nicht nur einen Spielkameraden.“

Mark nickte demütig. „Ich verspreche, besser zu sein.“

Sarah küsste ihn sanft. „Ich bin sicher, dass du das sein wirst. Und jetzt – warum hilfst du nicht deiner Mutter beim Abwasch? Wenn du es gut machst, gibt es vielleicht Eiscreme als Dessert.“